Bevor ich mich bei allen FrankfurterInnen oder den Menschen aus Hessen unbeliebt mache, kommt gleich ein kleiner Disclaimer. Natürlich ist dies kein Rezept für traditionelle Frankfurter Soße, denn die ist nicht rein pflanzlich. Mein Rezept hat mit dem Original also wenig zu tun und möchte einfach so geliebt werden, wie es ist. Ich tue es bereits und ihr vielleicht ja bald auch?
Grüne Soße ist mir noch gar nicht so lange ein Begriff. In meiner Kindheit gab es sie nie, was vielleicht aber auch damit zu tun hat, dass wir keinen direkten Bezug zu der Frankfurter Region haben. Durch unsere Verwandschaft im Schwabenland gab es bei uns z. B. häufig Maultaschen, aber grüne Soße habe ich erst vor ein paar Jahren kennengelernt.
Eine liebe Frau an unserem Kräuterstand fragte mich nämlich damals, ob ich gerne Kräuter für grüne Soße vorbestellen wollte. Die Idee sieben verschiedene Kräuter in einer Soße zu verarbeiten, fand ich sofort toll. Doch da mein Wissen über Kräuter nicht weiter als Rosmarin ging, musste ich mich erst einmal informieren. Der Begriff „Frankfurter grüne Soße“ steht übrigens unter besonderem EU-Schutz. So kann sich kein Produkt diesen Namen geben, wenn die Kräuter dafür nicht in oder knapp um Frankfurt angebaut werden. Prinzipiell dürfte ich mein heutiges Rezept also auch nicht so nennen. Bitte schwärzt mich nicht an ;-).
Natürlich habe ich die „Grüne Soße“-Zeit hier auf dem Blog verpennt, die ist eher ab Ostern im späten Frühling / Frühsommer. Allerdings gibt es die „Grüne-Soße-Kräuterbündel“ bei uns auf dem Wochenmarkt immer noch zu kaufen. Die Kräuter der Soße findet man zur Zeit auch noch wild wachsend, also die Kräuterkundigen unter euch könnten sie sogar noch selbst pflücken.
Für alle, die vorher noch nie von der sogenannten Grie Soß gehört haben, die folgenden sieben Kräuter gehören traditionell in diese regionale Speise:
- Kresse: Die kleinen Blättchen sind so viel mehr als nur Dekoration. Kresse enthält eine Vielzahl an Mineralstoffen und Spurenelementen und bereits kleine Mengen können sich schon echt bezahlt machen.
- Pimpinelle: Das hübsche Kraut wird auch kleiner Wiesenknopf genannt und ist besonders aufgrund seiner Bitterstoffe für den Körper sehr gesund. Laut Kräuterkunde hat Pimpinelle verdauungsfördernde, entwässernde und krampflösende Wirkungen.
- Sauerampfer: Bestimmt hat jeder als Kind gelernt, Sauerampfer zu identifizieren, zumindest war ich immer stolz darauf, dass ich schon früh wusste, wo dieser wächst und wie ich ihn finde. Was ich damals noch nicht wusste, ist, dass er eine Heilpflanze ist, die reich an Vitamin C und Eisen ist.
- Schnittlauch: Nein, Schnittlauch ist nicht bloß eine lieblose Dekoration für deutsche Hausmannskost. In der Kräuterkunde heißt es, dass er Frühjahrsmüdigkeit reduziert. Wie die meisten Kräuter enthält auch Schnittlauch Vitamin C und Eisen, allerdings in recht geringen Mengen.
- Boretsch: Das „Gurkenkraut“ hat sehr fleischige, haarige Blätter. Man findet Borretsch von Mai bis Oktober. Besonders hervorzuheben ist der Hohe Anteil an Gamma-Linolensäure, einer mehrfach ungesättigten Omega-6-Fettsäure, die u. a. das Immunsystem stärken, den Blutdruck regulieren und die Wundheilung beschleunigen kann.
- Kerbel: Dieses Kraut wird auch als Suppenkraut bezeichnet. Kerbel wird von Mai bis September geerntet und in der Kräuterkunde bei Erkältung, Stress und Kopfschmerzen empfohlen.
- Petersilie: Früher (wir reden hier von der Antike) war Petersilie wesentlich mehr als nur Deko. Sie wurde als Heilkraut geschätzt und u. A. zur Verdauungsförderung eingesetzt. In der deutschen Küche ist sie allerdings selten mehr als Randgarnitur, ein Zustand, den wir ändern sollten. Petersilie ist überraschend hoch in Vitamin K (bereits 10 g decken den Tagesbedarf zu über 100 %), das gut für unseren Knochenerhalt und die Blutgerinnung ist.
Am besten schmeckt Grüne Soße natürlich mit Kartoffeln. Hier mag ich Ofenkartoffeln einfach am liebsten. Mit ein wenig Essig, wird gleich ein ganz anderes Geschmackserlebnis draus. Probiert’s mal aus!
Viel Spaß beim Nachkochen!
Eure Lynn
DruckenPflanzliche Frankfurter Grüne Soße
- Vorbereitungszeit: 10
- Gesamtzeit: 10 Minuten
- Portionen: 8 1x
Zutaten
- 1 Bund Kräuter für Grüne Soße
- 2 Knoblauchzehen, geschält
- 400 g Kokosjoghurt
- der Saft 1/2 kleinen Bio-Zitrone + etwas Zitronenabrieb
- 1 EL Dijon-Senf
- 2 EL natives Olivenöl
- 1/2–1 EL Apfelessig
- Meer- oder Steinsalz und Pfeffer nach Geschmack
Anleitungen
- Die Kräuter gut waschen und trocken tupfen.
- Alle Zutaten in einen Food Processor oder Mixer geben und fein pürieren. Mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer abschmecken und mit den Kartoffeln genießen.
Anmerkungen
- Wenn die grüne Soße-Zeit vorbei ist, dann nutzt anstatt von Pimpinelle, Borretsch und Kerbel einfach Kräuter, die ihr im Supermarkt findet. Eine gute Kombination ist z. B. Koriander, Minze und Petersilie. Basilikum schmeckt natürlich auch immer lecker. Im Prinzip könnt ihr fast nichts falsch machen.
- Das Rezept mit den 400 g Joghurt ist auf eine große Portion Grüne-Soße-Kräuter ausgelegt. Wenn ihr kein fertiges Bund findet, sondern andere Kräuter nehmt, dann halbiert das Rezept erst einmal. Ihr braucht pro Kraut ungefähr eine grobe Handvoll.
„Salt and vinegar“-Kartoffeln
- Vorbereitungszeit: 5
- Kochzeit: 45
- Gesamtzeit: 50 Minuten
- Portionen: 4 1x
Zutaten
- 1 kg kleine Kartoffeln
- 3 Knoblauchzehen
- 2 EL Olivenöl
- 2 EL Apfelessig (oder Balsamico)
- ein paar Zweige frischer Rosmarin
- Meer- oder Steinsalz und Pfeffer nach Geschmack
Anleitungen
- Die Karrtoffeln halbieren oder vierteln und in eine Rührschüssel geben. In dieser Zeit den Backofen auf 200 °C Ober- und Unterhitze vorheizen und den Rosmarin grob hacken.
- Das Olivenöl und den Essig zusammen mit einer guten Prise Salz und Pfeffer vermischen und über den Kartoffeln verteilen. Die Knoblauchzehen und den Rosmarin dazugeben und die Kartoffeln auf einem Backblech verteilen.
- Die Kartoffeln ca. 40-45 Minuten rösten, ggf. auch kürzer oder länger, am besten nach der Häfte der Zeit einmal wenden.
- Die Kartoffeln mit der Grünen Soße servieren.
Corinna Eckhardt -Ndiaye
Liebe Lynn ich bin ein Frankfordermädsche und gehe gerade den Weg ein wenig nach A.W.! Ich habe im Frühjahr schon zum ersten Mal die Frankfurter Grüne Soße so gemacht aber ich hatte nicht dein genaues Rezept aber meins war auch ok und meine Freundin hat es geschmeckt. Demnächst probiere ich mal deines! Ich bin ein großer Fan von deiner Essenskunst und habe beide Bücher. Vielen Dank für all dein Herzblut ????????????❤️????????????♀️
Anna
Wieder ein super Gericht, dass du mit uns teilst und eine tolle Variante! Habe gefrorene Kräuter genommen (frische waren leider aus) und der Soße noch einen EL Ahornsirup beigefügt… yummy war das gut!!! Zu den Kartoffeln mit Soße gab es noch Avocado. Ein so tolles Sommer-Gericht und superschnell zubereitet. Ich freue mich auf weitere Gerichte! (Auch von der Ofen-Süßkartoffel mit Cashew-Chutney bin ich riesiger Fan!)
Danke Lynn, du bereicherst unsere Küche ????
Sue
Als gebürtige Hessin liebe ich Grie Soß und freue mich mal ein anderes Rezept als das von meiner Mutter zu testen. Wir benutzen den Rest der Soße am nächsten Tag gern als Dressing für Kartoffel- oder Handkässalat.
Lilly
Hey, als original Frankfurterln finde ich es sehr schön, dass du dieses Gericht einer größeren Gemeinschaft vorstellst 🙂 es gibt ja auch in Frankfurt Veganer, die sich über diese Version freuen 😉 warum grüne Soße aber eigentlich ein recht aufwendiges essen ist…es ist primär eine frage der Textur und eigentlich ist die Soße keine Soße zum dippen, sondern sollte etwas Biss haben. Die Kräuter zermatschen leider leicht, insbesondere wenn man sie alle gleichzeitig im mixer macht ( unterschiedliche Strukturen). Daher hackt man die Kräuter eigentlich per Hand.
Ich bin leider auch faul, daher landet die Petersilie im mixer, die oft einen Großteil der Pakete ausmacht, aber beim Rest empfehle ich das schneiden.